Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und der Zerschlagung des Hitlerfaschismus wurden auch dem gesellschaftlichen Leben in unserem Kreisgebiet neue Impulse verliehen. Die ersten Schritte zum Neubeginn der sportlichen Betätigungen erfolgten durch Aktivitäten der Arbeitssportler und fortschrittlichen Kräfte der ehemaligen bürgerlichen Sportbewegung. So auch in unserem Kreisgebiet.
Schon am 30.09.1945 trafen sich in Kaulsdorf Sportler zu einem inoffiziellen Fußballspiel zweier Mannschaften aus Saalfeld und Goßwitz/Kaulsdorf, welches letztere mit 3:2 für sich entscheiden konnten. Im Jahre 1946 begann dann auch im Kreis Saalfeld der offizielle Sport- und Spielbetrieb auf kommunaler Ebene langsam anzulaufen. Auch in Goßwitz fanden sich eine Handvoll junger Männer zusammen, um dem geliebten Fußball nachzujagen. Diese „Dorfmannschaft“ mit den Spielern Rolf Triebel, Siegfried Bagehorn, Willi Lang, Franz Möbius, Wolfgang Becker, Kurt Völkner, Rudi Krauß und wie sie noch alle hießen wurde nach Zugang von Kurt Matz, Franz Hölzer und „Maus“ Oßwald zum Favoritenschreck im Kreisgebiet.
Der völlig unzulängliche Platz in Goßwitz entsprach bald nicht mehr den Anforderungen. Unter Mitwirkung der Maxhütte und der Grube Kamsdorf entstand durch Sportinteressenten der neue Zollhaus-Sportplatz. Die damals schon 55 Mitglieder starke SG Goßwitz zog um und es entstand die SG Zollhaus. Neben zwei Männer- und zwei Jugendfußballmannschaften gab es noch eine Männer- sowie eine Frauenhandballmannschaft. Eine Sektion Turnen/Gymnastik war in der Bildung. Noch war es nur auf kommunaler Basis möglich Sport zu betreiben. Mit der Bildung des Deutschen Sportausschusses am 1. Oktober wurden FDJ und FDGB Träger der neuen, einheitlichen, demokratischen Sportbewegung.
Eine besonderen gesellschaftspolitischen Höhepunkt in diesem Zeitraum bildete die Gründung der ersten Betriebssportgemeinschaft des damaligen Landes Thüringen, die Bildung der ZBSG „Karl Liebknecht“ Maxhütte am 19. Oktober 1948 mit einer Mitgliedstärke von 275 Personen und den Sektionen Fußball, Handball, sowie Turnen/Gymnastik.
Durch die Eingliederung der SG Zollhaus am 22. November 1948 und der SG Könitz am 01. September 1949 wurden alle aktiven Sportler im Einzugsraum der Maxhütte zur ZBSG der Maxhütte zusammengeschlossen. Im Rahmen der Bildung von Sportvereinigung bei den Industriegewerkschaften, mit dem Ziel, die Beziehung der BSG zu den jeweiligen Trägerbetrieben zu festigen und die Verantwortung der Gewerkschaften zu erhöhen, erfolgte die Umbenennung zur BSG „Stahl“ Maxhütte am 21. März 1951. Sie hatten damals bereits 868 Mitglieder, die nachstehenden Sektionen ihren Sport trieben:
Fußball – Handball – Kegeln – Billard – Turnen/Gymnastik – Wintersport – Schach – Leichtathletik – Faustball – Tischtennis – Boxen – Ringen – Volleyball – Motorrennsport.
Dem weiteren Erstarken unserer BSG wurde durch ein umfangreiches Bauprogramm an Sportanlagen Rechnung getragen. So entstand in diesen Jahren:
Der Sportplatz in Kamsdorf | 1952 |
Die Kegelbahn „Friedrich-Ludwig-Jahn“ | 1953 |
Der Rasenplatz in Unterwellenborn | 1954 |
Die Sprungschanze in Goßwitz | 1954 |
Die Sporthalle im Presswerk | 1957 |
Auszeichnung des verdienstvollen Sportfreundes H.Menzel durch Erich Riedeberger, Vizepräsident des DTSB
Delegiertenkonferenz der BSG 1957 im Kulturhaus. Im Präsidium haben Platz genommen: Walter Knoch, Horst Müller, Vorsitzender DTSB-Kreisvorstand, Rudi Reichert, Präsident des DTSB, Paul Bergner, Vorsitzender der BSG, Herbert Scholz (von links nach rechts)
Außerdem erfolgte eine umfangreiche Rekonstruktion der Tennisanlage auf dem Bergfried in Saalfeld im Jahre 1958. Das zunehmende Niveau auf sportlichem Gebiet zeigte sich in einer Vielzahl hervorragender Leistungen einzelner Sektionen.
Dazu gehörten:
1948
19. Oktober 1948
1949
September
Oktober
1950
1951
1952
1953
1954
1955
1956
1957
Diese Etappe in der Geschichte der BSG war wesentlich gekennzeichnet von der Sektion der Bogenschützen. Der Aufbau dieser Sektion begann 1960 in Könitz. In den folgenden Jahren bestimmten sie in der Sportart im Republikmaßstab das Leistungsniveau entscheidend mit. Sie holten 12 DDR-Einzel-Meistertitel und 4 mal den DDR-Mannschaftsmeister in den Jahren 1962, 1963, 1965 und 1967. Die Teilnahme von Jürgen Todtenhöfer an den Weltmeisterschaften 1967 in Holland bestätigten das hohe Leistungsniveau unserer Bogenschützen, das sie auch in den folgenden Jahrzenten halten konnten. Mit der Gründung der Sektion Handball-Gorndorf im Jahre 1961 wurde den Bedürfnissen im Neubaugebiet Rechnung getragen.
Zu Ruhm und Ehre kam auch unsere Schalmeienkapelle. Beim IV. Turn- und Sportfest 1963 in Leipzig war sie mit zwei Spielzügen vertreten. Die Schülerkapelle wurde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet.
Zur weiteren Förderung des Kinder- und Jugendsportes wurden in den 60er Jahren die Bezirks- und DDR-Spartakiaden eingeführt. An der 1. Kinder- und Jugendspartakiade 1966 in Berlin war unsere BSG schon mit 17 Sportlern vertreten. Bei der 2. Kinder- und Jugendspartakiade 1968, ebenfalls in Berlin, nahmen wir mit 25 Sportlern teil. Die Bogenschützen kamen mit 5 Gold, 6 Silber und 4 Bronze-Medaillen nach Hause.
In dieser Etappe begannen auch die Kontaktaufnahme unserer BSG mit den Polytechnischen Oberschulen des Territoriums. Der erste Patenschaftsvertrag wurde 1960 mit den POS Unterwellenborn und Gorndorf abgeschlossen. Die Beziehungen wurden in den Folgejahren ständig ausgebaut.
1959
1960
1961
1962
1963
1964
1965
1966
1967
1968
Gekennzeichnet war diese Etappe durch eine verstärkte Breitenarbeit im Trägergebiet Maxhütte auf sportlichem Gebiet. Ein großer Teil der Kolleginnen und Kollegen des Betriebes beteiligten sich an den von der BSG organisierten Betriebsmeisterschaften im Fußball, Kegeln und Volleyball sowie an anderen zentral gestalteten Sportfesten.
Im Jahre 1970 wurde die Sektion Schwimmen gegründet, die sich sehr schnell zu einer zahlen- und leistungsmäßig starken Sektion entwickelte. Am Ende dieser Etappe bekamen unsere Schwimmer mit dem Bau der Volksschimmhalle in Saalfeld beste Trainings- und Wettkampfbedingungen, die sich in der nachfolgenden Etappe auch in ausgezeichneten Leistungen niederschlugen. Andere Sektionen setzten ihren erfolgreichen Weg fort. So die Sektion Bogenschießen, die wiederum DDR-Meistertitel im Einzel- und Mannschaftskampf errangen, die ersten FITA-Sterne durch Renate Jäger und Hubert Müller erkämpften, mit der Männermannschaft in die Oberliga aufstiegen und 1975 sowie 1978 in Könitz die DDR-Meisterschaften ausrichten durften. Unsere Handballer bestimmten über Jahre das Niveau im Bezirk und wurden 1970 Bezirksmeister bei den Männern. Die Sektion Gorndorf wurde als „Vorbildlichste Sektion des DHV der DDR“ ausgezeichnet.
Auch die 1. Fußballmannschaft wurde 1970 Bezirksmeister und zwei Jahre später gelang ihr nach mehreren Anläufen der Aufstieg in die DDR-Liga, der sie zwei Jahre angehörte.
Die insgesamt ausgezeichneten Leistungen unserer BSG wurden am Ende mit der Auszeichnung als „Vorbildlichste Sportgemeinschaft des DTSB der DDR“ gewürdigt.
Bei den Bezirks- Kinder- und Jugendspartakiaden erreichten unsere Sportlerinnen und Sportler in der BSG-Wertung immer den 3. Platz hinter der BSG Wismut Gera und der BSG CZ Jena.
Eine besondere Anerkennung erfuhr unser damaliger Vorsitzender Sportfreund Helmut Carl, der 1973 mit der Friedrich-Ludwig-Jahn-Medaille ausgezeichnet wurde. Er übte insgesamt über 19 Jahre diese Funktion in ehrenamtlicher Tätigkeit aus.
An baulichen Maßnahmen wurden in den 70er Jahren durchgeführt:
Überdachung der Bogenschießanlage in Könitz | 1974 |
Errichtung einer automatischen Aufstellanlage in der Kegelbahn in Unterwellenborn | 1974 |
Inbetriebnahme des Sport- und Schulungshauses Stausee | 1975 |
Bau der Volksschwimmhalle in Saalfeld | 1978/79 |
In dieser Etappe begannen unsere Sektionen auch mit dem Aufbau stabiler Verbindungen zu Sportvereinen in der Tschechoslowakei und in Polen. Begonnen hatten die Fußballer mit Banik Hobartov im Partnerkreis Sokolov. In den Folgejahren entstanden Partnerschaftsbeziehungen der Sektionen Fußball, Tischtennis, Kegeln, Radsport, Schwimmen, Tennis und Handball Könitz mit Vereinen des Partnerkreises Sokolov. Die Handballer von Gorndorf zog es dagegen in den Kreis Plzen, die Bogenschützen nach Skiernewice in Polen.
Höhepunkte der Jahre 1969 bis 19781969
>Erste bis dritte Plätze erreichten die Sektionen Bogenschießen, Kanu, Kegeln, Boxen und Tennis bei Bezirksmeisterschaften.
1970
1971
1972
1973
1974
1975
1976
1977
1978
Körperkultur und Sport im Trägerbereich VEB Maxhütte und im Territorium erfuhren in den 80er Jahren einen weiteren beachtlichen Aufschwung. Zentral vorgegebene Wettbewerbsetappen waren auch für unsere BSG „Stahl“ Maxhütte Anlass zu Initiativen, die für die damalige Zeit zu hervorragenden Ergebnissen führten.
Diese wurden auch durch weitere Auszeichnungen und Ehrungen unserer BSG mit Ehrenurkunden und Ehrenschleifen des Bundesvorstandes des DTSB der DDR und für mehrere Sektionen mit der Auszeichnung als „Vorbildliche Sektionen“ anerkannt und gewürdigt.
Besonders hervorzuheben sind die Sektionen Bogenschießen mit insgesamt 12 DDR-Einzelmeistertitel und die Schalmeienkapelle die 1984 und 1985 DDR-Meister und weitere 2 mal DDR-Vizemeister wurde.
Beachtenswert auch der Sieg der Sportfreundin Marion Freitag bei den DDR-Meisterschaften im Crosslauf 1988.
Immer mehr Anerkennung und Verpflichtung erfuhr unsere BSG durch die Vergabe der Ausrichtung zentraler Sportveranstaltungen wie:
Mit der Bildung von Allgemeinen Sportgruppen wurden immer mehr Bürger in die regelmäßige sportliche Betätigung einbezogen. Begonnen hatte es mit der Allgemeinen Sportgruppe „Kröckel“ im Jahre 1979 und erweiterte sich bis auf12 Sportgruppen. Etwa 300 Werktätige gingen dabei ihren sportlichen Bedürfnissen nach.
Kennzeichnend für diese Etappe war auch der weitere Aus- und Neubau von sportlichen Einrichtungen wie:
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1987/88 |
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1988 |
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1988 |
Wichtige Jubiläumsereignisse in diesem Zeitraum waren:
60 Jahre Handball in Könitz | 1983 |
25 Jahre Bogensport in Könitz | 1985 |
125 Jahre Sport in Könitz | 1988 |
40 Jahre BSG Stahl Maxhütte | 1988 |
Höhepunkte der Jahre 1979 bis 1988
1979
1980
1981
1983
1984
1985
Diese Etappe war gekennzeichnet durch eine ganze Reihe einschneidender Veränderungen im politischen Leben, die natürlich auch ihre Auswirkungen auf sportlichem Gebiet hatten. Begann dieser Abschnitt noch mit neuen Aktivitäten in Vorbereitung auf den 40. Jahrestag der DDR, so stellten sich nach der Wiedervereinigung beider deutschen Staaten mit der Eingliederung der DDR in die Bundesrepublik Deutschland auch neue Richtlinien für die sportliche Betätigung. Die Zeit der Betriebssportgemeinschaften war vorbei und es galt sich sehr schnell auf die Bedingungen eines Vereinslebens einzustellen. Laut Vereinigungsgesetzt hatte sich jede Sportgemeinschaft in der Zeit vom 28.Februar bis 20.August 1990 als e.V. in das Vereinsregister beim Kreisgericht eintragen zu lassen, wenn die Sportgemeinschaft als juristische Person weiter existieren wollte.
Am 31.Juli 1990 wurde deshalb in Unterwellenborn der SV-Stahl Unterwellenborn e.V. als Rechtsnachfolger der BSG Stahl Maxhütte gegründet. Es war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass eine Neustrukturierung des Vereines zwingend erforderlich ist. Ein Verein mit 1705 Mitgliedern in 19 Sektionen und 4 Allgemeinen Sportgruppen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in ehrenamtlicher Arbeit zu führen. Da zunehmend das Problem der Eigenfinanzierung stand, musste schon sehr bald die Frage beantwortet werden, mit wie viel Abteilungen der neue Verein weiter arbeiten kann.
Den ersten Schritt zur Selbständigkeit machte die Sektion Schwimmen unmittelbar vor der Gründungsversammlung unseres Vereins. Noch im gleichen Jahr folgte die Sektion Boxen. Weitere Sektionen taten diesen Schritt in den Jahren 1992/93, so dass sich die Anzahl der Abteilungen auf sechs reduzierte. Dies sind die Abteilungen Fußball, Handball/Gorndorf, Kegeln, Turnen/Gorndorf, Tischtennis und die Allgemeine Sportgruppe in Unterwellenborn. Nachdem im Jahre 1992 die Metallurgische Linie in der Maxhütte GmbH stillgelegt wurde und damit auch dieser Trägerbetrieb weg brach, musste verstärkt die Suche nach neuen Sponsoren aufgenommen werden. Die Übernahme der kombinierten Formstahlstraße der Maxhütte 1992 durch die ARBED und der Bau des Elektrostahlwerkes auf dem ehemaligen Territorium der Maxhütte führte zur Gründung des Stahlwerkes Thüringen. Die Leitung des Unternehmens zeigte sich gegenüber dem Sport und insbesondere unserem Verein sehr aufgeschlossen und wurde in den folgenden Jahren zum wichtigsten Faktor in der Vereinsentwicklung. Es gelang die Geschäftsführer des Stahlwerkes Thüringen in die Vorstandsarbeit einzubeziehen. Seit 1993 wurden sie bei den Vereinswahlen als Mitglieder des Vorstandes gewählt und als Vorsitzende bestätigt. Mit Hilfe der Stahlwerk Thüringen GmbH und durch Initiativen unserer Sportlerinnen und Sportler konnten weitere Sponsoren gewonnen werden, so dass der Verein auf einer gesicherten finanziellen Basis daran gehen konnte seinen Mitgliederstand nach Abgang der vielen Abteilungen langsam wieder zu erhöhen. In den Abteilungen festigten sich die Strukturen, die eigenständige Arbeit auf sportlichem und finanziellem Gebiet verbesserte sich zunehmend.
Immer mehr Beachtung wurde dem Freizeitsport gegeben und alte Traditionen angeknüpft. Ab dem Jahr 1996 wurden jährlich zwei Volkswandertage organisiert und ab dem gleichen Jahr wird ebenfalls ein Kindersportfest gemeinsam mit dem Verein Regenbogen-Lebenshilfe Gorndorf auf dem Sportplatz in Unterwellenborn gefeiert. Bauliche Veränderungen konzentrierten sich in dieser Periode auf die Kegelbahn und die Anlagen am Sportplatz Unterwellenborn. Die verfügbaren Mittel mussten gezielt und konzentriert eingesetzt werden und der Einsatz der Sportler beim Umbau und der Erhaltung dieser Anlagen bekam neue Dimensionen. Dank der großzügigen Unterstützung unseres Hauptsponsors, des Stahlwerkes Thüringen, konnte die Kegelbahn umfassend rekonstruiert und auf Kunststoffbelag umgebaut werden. Auch das Gesicht der Außenanlagen der Sportstätte am Gelängeweg hat sich verändert. So wurden u.a. der Innenhof gepflastert und beide Sportplätze erhielten eine neue Umzäunung. Dafür ist der Gemeinde Unterwellenborn zu danken.
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
© SV Stahl Unterwellenborn e. V.